Das Buch:
Hintergrundinfos:
Seiten: 222
Preis: 12,95€
Autor: Rüdiger Bertram
Verlag: Oetinger
Inhalt:
"Was ist Fantasie? Was ist Wirklichkeit? Ein spannender Psycho-Krimi. Als der siebzehnjährige Moritz für einen Buchverlag urban legends erfinden soll, klingt das wie ein Traumjob. Seltsam findet er nur, dass seine Geschichten auf einmal ein Eigenleben entwickeln. Der Albtraum beginnt, als Moritz einen Mord erfindet, der im Anschluss wirklich geschieht. Gibt es jemanden, der seine Geschichten in die Tat umsetzt? Welche Rolle spielt sein Verleger? Und wo liegt die Grenze zwischen Fantasie und Realität?"
(Q)
Meine Meinung:
Der Schreibstil ist definitiv mal interessant. Das gesamte Buch ist aus einer Stalker-Sicht geschrieben. Das heißt die Hauptperson, Moritz, wird von einer Person beobachtet, aus deren Perspektive erzählt wird. Somit erfährt man die Geschichte als Außenstehender, welcher jedoch die Hauptperson stalkt und somit wiederum auch mitten im Geschehen ist.
Leider schaft es der Schreibstil nicht so recht, Nervenkitzel aufkommen zu lassen und Spannung aufzubauen. Generell wird die Handlung eher milde angekratzt und wäre gerade zum Ende hin eindeutig ausbaubar gewesen.
Die Charaktere sind sehr unterschiedlich, von daher ist eigentlich für jeden Lesetyp ein Sympathieträger vorhanden. Ob man nun den Träumer, den Realist, den Geldgierigen oder den leicht Übergeschnappten bevorzugt. Dennoch muss man sagen, dass das Buch eher wenige 'normale' Charaktere auf Lager hat. Das macht das Ganze etwas kompliziert, da man es größtenteils mit Extremen der Charaktereigenschaften zu tun hat. Zudem lässt es die Charaktere unecht wirken, da so viele unnormale Leute eigentlich nicht gebündelt auftreten.
Mit Moritz konnte ich mich überhaupt nicht identifizieren. Er ist 17 und für das Alter ist er wirklich unterentwickelt. Solch ein weltfremdes Verhalten passt vielleicht zu einem 12-jährigen, doch bei einer Person über 16 erwarte ich doch schon etwas Verantwortungsbewusstsein, oder wenn das schon nicht wenigstens etwas Bodenständigkeit. Er ist von der Art einfach der totale Tagträumer, der eine ziemlich verschrobenen Humor hat und naiv durchs Leben stolpert.
Ich glaube solch eine Person wie Moritz würde in der Realität ziemlich verlacht werden. Das einzige, was ihm etwas Bodenständigkeit verleiht ist seine Freundin Anne und ehrlich, ich verstehe einfach nicht, was sie an ihm findet. Oft werden Träumer als romantisch dargestellt - Fehlanzeige bei Moritz. Er ist einfach nur, hart aber ehrlich, ein Oberloser.
Auch die anderen Charaktere konnten es mir leider nicht so antun. Gerade bei dem Verlegen Hobbe wird viel zu wenig auf den Hintergrund eingegangen. Das Ende klärt den Leser zwar etwas auf, aber dennoch hat er keinen bleibenden Eindruck hinterlassen, da man einfach nichts über seinen wahren Charakter erfährt. Schade, auch hier hätte das Buch Potenzial gehabt.
Über den Stalker erfährt man ebenfalls nichts. Was ist er für ein Mensch? Ich finde es für die Geschichte immer von Vorteil, wenn man etwas über den Erzähler weiß - solange es einen gibt, was hier ja der Fall ist. Denn jede Persönlichkeit würde eine Geschichte anders sehen und wenn man die Persönlichkeit des Stalkers gewusst hätte, hätte man sich besser in die Lage versetzen können und es intensiver wahrnehmen. Zudem hätte so das Buch ein nachdenklich stimmendes Ende gehabt, welches den Leser anregt nochmal über das Gelesene nachzudenken. Doch so habe ich das Buch nach dem Lesen einfach zugeklappt und das wars. Das Buch hat es einfach nicht geschafft mich genug zu fesseln, dass ich mir die Mühe mache nochmal darüber nachzudenken.
Und damit wäre ich auch schon bei dem entscheidenden Problem: Das Buch hat mich nicht gefesselt. In dem Buch wird Anfangs auf Stimmung und langsames heranführen auf das Finale gedrillt. Das Finale floppt dann jedoch auf jeglicher Linie und wird in ein paar Seiten oberflächlich abgehandelt. Es wirft viel mehr neue Fragen auf, als es wirklich beantwortet und selbst die wenigen Antworten sind nur hauchzart angekratzt. Man merkt jedoch, dass das Buch abgerundet sein soll und von daher kann ich das Ende wirklich nur als schlecht ansehen. Der Autor hatte kein offenes Ende beabsichtigt, sondern wollte allen Ereignissen einen Sinn geben. Ich muss mir eingestehen, bei der Vorhandlung ist es wirklich extrem schwer das Ende rund und in sich schlüssig zu gestalten, aber wenn man ein Buch schreibt und solch eine Handlung aufbauen will, sollte man auch in der Lage sein das Ende zurecht zu biegen. Dies ist dem Autor jedoch leider nicht gelungen und das Buch ist rückblickend eher ernüchternd.
Schade, bei so viel Potenzial!
Dennoch muss man der Geschichte lassen, dass die Grundidee wirklich klasse ist.
Fazit:
Wirklich eine schöne Grundidee, welche eine kompliziert verstrickte Umsetzung benötigte, die leider nicht ganz so glatt gelaufen ist. Das Buch hatte wirklich eine Menge Potenzial, welches leider immer wieder weiter unter den Tisch gefallen ist. Zudem wird vieles einfach zu schwach abgekratzt oder flach abgehandelt. Auch die Charaktere wirken nicht ganz realistisch.
Bewertung:
Schreibstil: 3/5
Charaktere: 1,5/5
Tiefe: 1/5
Handlung: 2/5
Kreativität: 5/5
LG
Lilli